Sandizell – Herrenfahrer und Motorsportfunktionär: Carl Max Graf von und zu Sandizell und seine Zeit

Carl Max Graf von und zu Sandizell ist wohl nur wenigen Motorsportlern heute noch ein Begriff. Dabei zählte er vor mehreren Jahrzehnten zu den einflußreichsten Männern im deutschsprachigen Motorsport.

Motorsport war dereinst das Freizeitvergnügen jener Männer und Frauen, mit denen es das Leben gut gemeint hatte. Automobile waren damals selten und teuer, und motorisierte Veranstaltungen der „Autler“ dauerten zumeist mehrere Tage. Die Rallyes der Frühzeit waren Fernfahrten mit sehr ambitionierten Mindest-Stundenschnitten, gefahren quer durch Europa auf zumeist noch unbefestigten Straßen. Gerade in der Zwischenkriegszeit boomten solche Wettbewerbe, verbunden zumeist mit Schönheitskonkurrenzen für die Fahrzeuge in zahlreichen Klassen, sodaß fast jeder Teilnehmer mit einem Preis bedacht werden konnte.

In dieser Zeit lebte und wirkte Carl Max von und zu Sandizell, Spross eines alten bayerischen Adelsgeschlechts und bereits früh begeisterter Herren- und Sportfahrer. Die AvD-Exklusiv-Biografie ist der Versuch einer Würdigung des 1962 verstorbenen Renngrafen, der allerdings als Aktiver mehr an den Tourenfahrten als an den harten motorsportlichen Wettbewerben interessiert war. Vielmehr galt sein ganzes Wirken dem Aufbau des Motorsports in Deutschland.

Bedingt durch lückenhafte Unterlagen und fehlendes Archivmaterial gelingt der biographische Anspruch zwar nur teilweise, dennoch beschreibt das Buch sehr gut den Motorsport dieser Zeit, wobei auch die politische Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten nicht ausgespart wird.

Auch in den Nachkriegswirren im zerbombten Deutschland setzte Sandizell seine ganze Kraft in den Wiederaufbau und der Wiederbelebung des Automobil-Sports. Bekannt wurde er schließlich als langjähriger Sportpräsident des Automobilclubs von Deutschland AvD. In dieser Funktion mußte er als Deutscher noch sehr oft gegen Ressentiments der einstigen Kriegsgegner ankämpfen, gewann aber durch sein diplomatisches Geschick und verbindliches Auftreten allseitig Sympathien. Sehr deutlich werden im Buch nämlich die auch heute bekannten Probleme, daß hohe Funktionäre sehr oft keine Ahnung vom Sport haben.

Zahlreiche bislang unveröffentlichte Fotos zeigen dazu Motorsportveranstaltungen von den 1920er Jahren bis in die frühen 60er, sodaß diese Biografie ein hochinteressantes Dokument gleich mehrerer Epochen der Automobil- und Motorsport-Geschichte ist.

Erik Eckermann: Sandizell – Herrenfahrer und Motorsportfunktionär: Carl Max Graf von und zu Sandizell und seine Zeit, Heel-Verlag